Aronsson Datateknik

Titel: Geflügelte Worte.
Der Citatenschatz des deutschen Volkes
Autoren: gesammelt und erläutet von Georg Büchmann.
Fortgesetzt von Walter Robert-tornow
Ausgabe: Neunzehnte vermehrte und verbesserte Auflage.
Berlin, Haude & Spener'sche Buchhandlung (F. Weidling), 1898
Druck: G. Keysing in Leipzig
Digitalisierung: Aronsson Datateknik (Lars Aronsson), Linköping, Schweden, 2005,
zusammen mit Karl Eichwalder, Nürnberg,
und Project Gutenberg's Distributed Proofreaders
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*schichte des L'Hombre" (Halle 1863, S. 26) der Name des
im 17. Jahrh. renommierten Spielkartenfabrikanten Pieter
Mefferdt in Amsterdam. In Johann Laurembergs
4. Scherzgedicht "Von altmodischer Poesie und Reimen"
(V. 348, Hafn. 1648) wird die Spielkarte daher
scherzweise "Peter Mefferts Boek" genannt.

In den wertvollen Sammlungen des Herrn von Berlepsch in Gross-Stöckheim
bei Wolfenbüttel befand sich ein gedruckter Spielkarten-Umschlag,
auf welchem der Nachfolger Peter Mefferts den Ruhm seines Vorgängers
verkündet. So hat auch Boiteau in den "Cartes à jouer", S. 114
die Abbildung eines Treffbuben (Carte des Flandres, 17. siécle) mit der
Zettelschrift PIETER MEFFERDS. Lappenberg in seiner Ausg. Johann
Laurembergs, Stuttgart 1861, bemerkt: "Peter Meffert heft Waaren feil, ist
eine scherzhafte Redensart zu Lübeck". Bald wurde Peter Meffert eine
allgemeine Bezeichnung. In Christian Weises 1680 am 6. März in Zittau
aufgeführtem "Lustspiel von einer zweifachen Poetenzunft" wird Peter
Meffert als Primus einer Schule genannt. Im "Leipziger Musenalmanach
aufs Jahr 1777", S. 45, heisst es in dem J.W.G. (Goethe?) unterzeichneten
Epigramm "Auf einem gewissen Horcher im Parterr." 1769:

/*
Schreib! um der Welt nichts zu verschweigen,
Darfst du nur Mefferts Jünger seyn,
Von allen seinen Schmierereyn,
Ist auch das Schlechtste nur sein eigen."
*/

Das 39. Gedicht in dem seltenen Buche Gleims "Sinngedichte" (auf der
Gleim-Bibliothek in Halberstadt) trägt den Titel: "Peter Meffert. Nach
dem Italiänischen des Paolo Rolli" und beginnt: "Was will nicht alles
Peter Meffert seyn?" (Rollis "Rime" erschienen 1717.) Dasselbe Gedicht
steht auch bei Klotz ("Deutsche Bibliothek der schönen Wissenschaften"
Bd. 4, Str. 13, Halle 1770) in einer Kritik des obengenannten Gleimschen
Buches. Wieland beklagte sich in einem Briefe an Gleim vom 9. Mai 1770
("Ausgew. Briefe von Wieland" II, S. 365), dieser habe sein Amadis-Manuscript
einem "Peter Meffert" gezeigt, einem "homunculus", der "poetisches
Almosen" zu Musenalmanachen zusammenbettele und aus dem Zusammenhang
gerissene Stellen "allenthalben wieder vorweise". J.G. Jakobi
schrieb an Gleim (s. dessen Nachlass zu Halberstadt) am 20. Okt. 1775:
"die Peter Mefferts haben, wie der leidige Teufel, überall ihr Spiel. Wir
aber singen fort und lieben uns".--

Klassiker-Ausgaben, welche durch wörtliche Übersetzung
des Textes der Denkträgheit des Lernenden frönen,
werden als Ausgaben 

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