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Auge sah alle die tausend Qualen der Menschen bei ihren Untergängen. Diesen Weltschmerz kann er, so zu sagen, nur aushalten durch den Anblick der Seligkeit, die nachher vergütet." Hier also bedeutet das Wort entweder "Qualen aller Menschen" oder "schmerzliches Mitgefühl Gottes für das Weltelend". Heine jedoch verlegte den "Weltschmerz" dann in die empfindsame Menschenseele, indem er in seiner pariser Schrift "Aus der Gemälde-Ausstellung von 1831" bei der Besprechung des Bildes von Delaroche: "Oliver Cromwell vor Karls I. Leiche" ausruft: "Welchen grossen Weltschmerz hat der Maler hier mit wenigen Strichen ausgesprochen". Es bedeutet hier "Schmerz für den fühlenden Menschen über die Vergänglichkeit alles Irdischen". An Jean Paul und Heine lehnte sich dann Julius Mosen an, der da sang ("Gedichte" 1836, S. 93: "Weltsünde" Str. 2): /* "Und meine Seele riss entzwei der Schmerz, Doch der mich schlug, den hört' ich also sagen: Das ist der Weltschmerz, den einst Gott getragen!" */ und ferner ("Ahasver" 1838, Gesang 1 Str. 10) im Sinne eines die ganze Welt umfassenden heroischen Schmerzes: /* "Zur Zeit nur eines Volkes Todesschmerzen, Zur Zeit die Noth nur einer einz'gen Stadt, Trägt er den Weltschmerz bald in seinem Herzen". */ Heine wiederum wendet dann das Wort in der Vorrede (1854) zu den "Geständnissen" ironisch an im Sinne des Mitleids für das Weltelend, das auch "Schufte von Gefühl" hegen. Wir aber brauchen "Weltschmerz" heut im Sinne von "schmerzlichem oder eingebildetem Ekel an Welt und Leben"; und dazu schlug abermals Heine
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