Aronsson Datateknik

Titel: Geflügelte Worte.
Der Citatenschatz des deutschen Volkes
Autoren: gesammelt und erläutet von Georg Büchmann.
Fortgesetzt von Walter Robert-tornow
Ausgabe: Neunzehnte vermehrte und verbesserte Auflage.
Berlin, Haude & Spener'sche Buchhandlung (F. Weidling), 1898
Druck: G. Keysing in Leipzig
Digitalisierung: Aronsson Datateknik (Lars Aronsson), Linköping, Schweden, 2005,
zusammen mit Karl Eichwalder, Nürnberg,
und Project Gutenberg's Distributed Proofreaders
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Aus Äsops Fabel (240) "Die Löwin und der Fuchs"
und (240^b) "Die Löwin" stammt:

/*
Eins, aber es ist ein Löwe.
[Greek: ena ... alla leonta][*?]--
*/

In der 246. Fabel antwortet der Fuchs dem in der
Höhle krank liegenden Löwen auf dessen Frage, warum
er nicht näher trete: "[Greek: ou orô ichnê pollôn eisiontôn,
ol*gôn de **iontôn][*?]", "weil ich die Spuren vieler Hineingehenden,
aber weniger Hinausgehenden sehe". Schon
Plato ("Alcib." I. p. 123 A) citiert diese Stelle und Horaz
("Epist." 1, 1, 74 nach Lucilius bei Nonius p. 303 u. 402)
überträgt sie also: "Quia me vestigia terrent", "Omnia
te adversum spectantia, nulla retrorsum", woraus sich
das "geflügelte Wort" entwickelte:

/*
Vestigia terrent,
Die Spuren (der verunglückten Vorgänger) schrecken ab.
*/

So antwortete (nach Zinegref "Apophth.", Strassb. 1626.
S. 49) Kaiser Rudolf I. auf die Frage, ob er nicht nach
Rom reisen wolle, um die Salbung vom Papst zu empfangen:
"Vestigia terrent". Gleich dem Fuchs in der
Fabel wollte er nicht, wie seine Vorgänger,

Sich in die Höhle des Löwen wagen.--


Aus Äsops Fabel (258) "Der Löwe und der wilde
Esel" und (260) "Der Löwe, der Esel und der Fuchs"
entlehnen wir:

Löwenanteil,

d. h. den unverschämt grossen Anteil, den sich der Stärkere
kraft des Rechts des Stärkeren zuspricht. Auf Grund dieser
Fabel heisst in der Rechtswissenschaft (s. Lex. 29, § 2;
Dig. pro socio 17, 2) ein Gesellschaftsvertrag, wonach 

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