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Epimenides aus Kreta (um 596 v. Chr.) galt den Alten als der Verfasser des Verses: "[Greek: Krêtes *ei pseustai, kaka thêria, gasteres, argai][*?]", den Luther in der "Epistel S. Pauli an Titum" (l, 12) also übersetzt: "Die Creter sind immer Lügner, böse Tiere und faule Bäuche". Danach sagen wir von einem trägen Schlemmer, er sei ein fauler Bauch.-- In Äsops (6. Jahrh. v. Chr.)[A] Fabel 27: "Der flöteblasende Fischer" (citiert wird hier stets die Halmsche Ausgabe) versucht ein Fischer erst vergeblich durch Flötenspiel die Fische an sich zu locken: dann greift er zum Netz und spricht, als sie nun vor ihm auf dem Strande hüpfen: "[Greek: ô kakista zô*, *meis, ote men *ulo**, sik ôrch*isth* nun de ais pepaumai, tou*o prattete][*?]"--"0 ihr schlechtes Getier, als ich flötete, wolltet ihr nicht tanzen, nun ich aber aufhöre, thut ihr' s !" Diese Fabel erzählte Cyrus in Sardes höhnend den Gesandten der Ioner und Äoler, weil die Ioner, als er sie bitten liess, vom Krösus abzufallen, nicht auf ihn hörten, nun aber, da er die Herrschaft erlangt, gehorsamst bereit waren. Er schliesst: "[Greek: Panesthe moi orch*eomenoi, epei oud *meo auleontos êthele** ekbain**n orcheomenoi][*?]"--"Höret auf vor mir zu tanzen, denn als ich euch flötete, da wolltet ihr nicht herauskommen und tanzen!" (Herodot I, 141.) Der Evangelist Matthäus (11, 17; vrgl. Luk. 7, 32) kürzt das [Footnote A: Die "geflügelten Worte" aus griechischen Fabeln sind zwar dem 6. Jahrh. unter Äsop eingereiht, aber es ist wohl möglich, dass keines von ihnen dem Fabelerzähler Äsop sein Dasein verdankt, da die auf uns gekommene Sammlung "äsopischer" Fabeln diesen Namen mit keinem besseren Rechte führt, als die der "anakreontischen" Gedichte den des Anakreon.]
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