Aronsson Datateknik

Titel: Geflügelte Worte.
Der Citatenschatz des deutschen Volkes
Autoren: gesammelt und erläutet von Georg Büchmann.
Fortgesetzt von Walter Robert-tornow
Ausgabe: Neunzehnte vermehrte und verbesserte Auflage.
Berlin, Haude & Spener'sche Buchhandlung (F. Weidling), 1898
Druck: G. Keysing in Leipzig
Digitalisierung: Aronsson Datateknik (Lars Aronsson), Linköping, Schweden, 2005,
zusammen mit Karl Eichwalder, Nürnberg,
und Project Gutenberg's Distributed Proofreaders
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Endlich wird aus der "Bürgschaft" citiert:

/*
Ich sei, gewährt mir die Bitte,
In eurem Bunde der dritte,

*/

was kein ursprünglicher Einfall Schillers war, sondern
vielmehr einer der Fundstellen dieser Ballade entlehnt
ist. (S. Register: Dionys der Jüngere.)--

Aus "Des Mädchens Klage" (ebenda, S. 208) und dann,
um zwei Strophen verkürzt, als Theklas Lied ("Piccolomini"
3, 7) wird citiert:

/*
Ich habe genossen das irdische Glück;
Ich habe gelebt und geliebet.--

*/

Die Schlussverse der letzten Strophe des Gedichts vom
Jahre 1799: "An Goethe, als er den ,Mahomed' von
Voltaire auf die Bühne brachte":

/*
Der Schein soll nie die Wirklichkeit erreichen,
Und siegt Natur, so muss die Kunst entweichen

*/

erfuhren nach Schillers Tode ein bizarrre Umgestaltung.

Es giebt nämlich eine alte, gewöhnlich in die Zeit Karls V.
von Frankreich verlegte, aber bereits in einem viel älteren
französischen Roman enthaltene Sage, nach welcher ein französischer
Ritter, Aubry, von einem seiner Waffengefährten,
Robert Macaire, dessen Name in Frankreich eine typische
Bezeichnung für einen Hallunken geworden ist, meuchlings
erschlagen, und die Ermordung Aubrys durch das feindselige
Betragen des Hundes des Getöteten gegen den Mörder ans
Tageslicht gebracht wird. Diese Sage wurde zu einem Melodrama
verarbeitet, in welchem ein dressierter Pudel die Hauptrolle
spielte, der den Pariser Janhagel in Begeisterung versetzte.
1816 gab sich die königliche Bühne in Berlin dazu
her, den Pudel auftreten zu lassen, was, wie Zelter (Brief 246)
an Goethe schreibt, die Berliner zu dem Witze veranlasste,
dass "den Hund aufs Theater bringen" eigentlich "das Theater
auf den Hund bringen" sei. Auch der Grossherzog von
Weimar, ein grosser Hundeliebhaber, wünschte den vierbeinigen 

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