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Goethes zuerst für die Ausgaben von 1815 vereinigte Sammlung "Sprichwörtlich" liefert uns den Vers: /* Alles in der Welt lässt sich ertragen, Nur nicht eine Reihe von schönen Tagen; */ was bei Luther (B. 57, S. 128) "Gute Tage können wir nicht vertragen" lautet; und das aus dem "Epilog zum Trauerspiel Essex" abgelöste, von Goethe am 18. Okt. 1813, dem Schlachttage von Leipzig gedichtete: /* Der Mensch erfährt, er sei auch, wer er mag, Ein letztes Glück und einen letzten Tag.-- */ Aus dem Abschnitt "Sprüche" (zugleich auch aus dem "Westöstlichen Divan. Buch der Sprüche") citieren wir das nach Ev. Joh. 9, 4 (s. Kap. I dieses Buches) gebildete: /* Noch ist es Tag, da rühre sich der Mann! Die Nacht tritt ein, wo niemand wirken kann.-- */ In Goethes "Sprüchen in Prosa", Abt. 2 heisst es: "Es giebt problematische Naturen, die keiner Lage gewachsen sind, in der sie sich befinden, und denen keine genug thut". Hiernach gab Friedrich Spielhagen einem seiner Romane den Titel "Problematische Naturen" (1860). Goethe schrieb auch in der "Geschichte der Farbenlehre" (III. Abt. "Bacon v. Verulam"): "Man durchsuche Dictionnaire, Bibliotheken, Nekrologe, und selten wird sich finden, dass eine problematische Natur mit Gründlichkeit und Billigkeit dargestellt worden ..." und er wandte das Wort noch einmal an, als er in Jena am 8. Okt. 1827 zu Eckermann ("Gespräche" III, 143) vom Kuckuck sagte: "Er ist eine höchst problematische Natur, ein offenbares Geheimniss, das aber nichtsdestoweniger schwer zu lösen, weil es so offenbar ist".-- Aus Goethes "West-östlichem Divan" (1819) stammt das beliebte Aufsatzthema: /* Mach't nicht so viel' Federlesen! Setz't auf meinen Leichenstein: Dieser ist ein Mensch gewesen Und das heisst ein Kämpfer sein. */
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