Aronsson Datateknik

Titel: Geflügelte Worte.
Der Citatenschatz des deutschen Volkes
Autoren: gesammelt und erläutet von Georg Büchmann.
Fortgesetzt von Walter Robert-tornow
Ausgabe: Neunzehnte vermehrte und verbesserte Auflage.
Berlin, Haude & Spener'sche Buchhandlung (F. Weidling), 1898
Druck: G. Keysing in Leipzig
Digitalisierung: Aronsson Datateknik (Lars Aronsson), Linköping, Schweden, 2005,
zusammen mit Karl Eichwalder, Nürnberg,
und Project Gutenberg's Distributed Proofreaders
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aus Dantes "Hölle" V, 55 nachgeahmt zu sein erscheint,
aber von Goethe aus Tassos Schäferspiel
"Aminta" entnommen ist, worin die zweite Strophe des
Chorliedes am Ende des ersten Aktes mit den Worten
schliesst:

/*
"ein goldnes, glückliches Gesetz,
Das die Natur schrieb: Wenn's gefällt, so ziemt's,"
*/

wie überhaupt die begeisterten Worte über die goldene
Zeit, die Goethe hier dem Tasso in den Mund legt, eine
Umschreibung dieses Chorgesanges sind. Zu Grunde liegt
wohl dem Allem das freche "si libet, licet", was Julia
zu ihrem Stiefsohn Caracalla sagte, als er sie zum Weibe
begehrte (bei Spartian: "Antonin. Caracalla", c. 10).

--Die Prinzessin erhebt dann bei Goethe sofort den
Spruch des Dichters zu dem einfach schönen:

"Erlaubt ist, was sich ziemt",

wozu sie ihm den Weg durch die Worte weiset:

/*
Willst du genau erfahren, was sich ziemt,
So frage nur bei edlen Frauen an.
*/

Die Gegenüberstellung des "Erlaubt ist, was gefällt", und des "Erlaubt
ist, was sich ziemt", verdankte Goethe entweder dem Schäferdrama "Il
pastor fido" (1585) des Guarini (Mailand. 1807. S. 368ff.), der in bewusstem
Gegensatze zu Tassos Worten singt: "Wenn es sich ziemt, gefällt's"
(piaccia, se lice"), oder er entnahm es diesen ihm wohl durch Herder zugänglich
gemachten Versen des Jakob Balde (geb. 1603, gest. 1668; "Poemata"
Colon. 1660. "Lyric." IV, Od. 14. Str. 12):

/*
"Ardente Roma: QVOD LIBET, HOC LICET
Clement NERONES: QVOD LICET, HOC LIBET;
TRAJANE, dices. At nec omne
Quod licet, hoc libeat regenti."

Herder arbeitete, ehe der "Tasso" erschien, an einer Übersetzung des Balde.
In der "Terpsichore" I. T. 1795 lautet bei ihm die obige Strophe (s. "Sämtl.
Werke", her. v. B. Suphan, Bd. 27, S. 67): 

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