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Volk singt wie der vermeintliche Schneidergeselle in Heines "Harzreise" (1824): /* Freudvoll und leidvoll, Gedanken sind frei. */ "Zum Tode betrübt" entlehnte Goethe den Worten Jesu (Matth. 26, 38; Mark. 14, 34): "Meine Seele ist betrübt bis an den Tod".-- Auch sind die gegen Ende des 5. Aktes von Egmont gesprochenen Worte zu verzeichnen: Süsses Leben! schöne freundliche Gewohnheit des Daseins und Wirkens! von dir soll ich scheiden!-- Aus dem Singspiele "Die ungleichen Hausgenossen", woran Goethe 1785-89 arbeitete, ist das zuerst in Schillers Musen-Almanach für 1796 veröffentlichte Gedicht: "Antworten bei einem gesellschaftlichen Fragespiel". Daraus führen wir an die Worte eines "Erfahrenen": /* Geh' den Weibern zart entgegen, Du gewinnst sie auf mein Wort. Und wer rasch ist und verwegen, Kommt vielleicht noch besser fort. Doch, wem wenig d'ran gelegen Scheinet, ob er reizt und rührt, Der beleidigt, der verführt.-- */ Aus dem 1789 im 8. Bd. von "Goethes Schriften" (Leipz., Göschen) erschienenen Gedichte "Beherzigung" wird die Schlussstrophe citiert: /* Eines schickt sich nicht für alle! Sehe jeder, wie er's treibe, Sehe jeder, wo er bleibe, Und wer steht, dass er nicht falle. */ Der letzte Vers beruht auf 1. Korinther 10,12: "... wer sich lässt dünken, er stehe, mag wohl zusehen, dass er nicht falle", während der erste Vers aus lateinischer Quelle geflossen zu sein scheint. Vrgl. Cicero pro Roscio Amerino 42, 122: "Non in omnes, arbitror, omnia convenire"; Properz 4, 9, 7: "Omnia non pariter rerum sunt omnibus apta"; Tacitus "Ann." 6, 54: "non eadem omnibus decora" und Plinius "Epist." 6, 27: "non omnibus eadem placent, nec conveniunt quidem".--
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