Aronsson Datateknik

Titel: Geflügelte Worte.
Der Citatenschatz des deutschen Volkes
Autoren: gesammelt und erläutet von Georg Büchmann.
Fortgesetzt von Walter Robert-tornow
Ausgabe: Neunzehnte vermehrte und verbesserte Auflage.
Berlin, Haude & Spener'sche Buchhandlung (F. Weidling), 1898
Druck: G. Keysing in Leipzig
Digitalisierung: Aronsson Datateknik (Lars Aronsson), Linköping, Schweden, 2005,
zusammen mit Karl Eichwalder, Nürnberg,
und Project Gutenberg's Distributed Proofreaders
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geworden, die er in seiner "Geschichte der Abderiten"
(1774), V. 2 wiederholt. Blumauer bestätigt diese Autorschaft
Wielands durch "Aeneis", B. 2, Str. 9:

/*
Er sieht oft, wie Herr Wieland spricht,
Den Wald vor lauter Bäumen nicht.
*/

Eigentlich aber hat Wieland nur ein älteres Wort "die
Stadt vor lauter Häusern nicht sehen" umgeändert, welches
J. Eise[*?]ein [*Eiselein] ("Sprichwörter" S. 576) falsch auf Agricola
zurückführt, und das französischen Ursprungs ist.[A] Auch
fühlt man sich erinnert an Ovids (Trist. 5, 4, 9 und 10):

/*
"Nec frondem in silvis, nec aperto mollia prato
Gramina, nec pleno flumine cernit aquas."
"Weder die Blätter im Wald, noch auf sonniger Wiese die zarten
Gräser, noch im Fluthstrom weiss er das Wasser zu seh'n."
*/

und an des Properz (1, 9. 16): "Medio flumine quaerere
aquam", miten im Fluss das Wasser suchen".--

[Footnote A: Edouard *ournier [*Fournier?] "l'Esprit des Autres", 7. Ausg., S. 2 citiert ein
Lied eines poitevinischen Bauern:

/*
La hauteur des maisons
Empêch' de voir la ville.
*/

Dies Citat scheint aus der Luft gegriffen. Die Redensart steht vielmehr in
"Les bigarrures et touches du seigneur des Accords. Avec les Apophthegmes
du Sieur Gaulard. Et les Écraignes dijonnoises. Dernière édition,
revue et beaucoup augmentée. Paris. Jean Richter 1603". Der besondere
Titel des zweitgenannen Werkes ist: "Les contes facétieux du sieur
Gaulard, gentilhomme de la Franche Comté Bourguignotte" (sic!). (1. Ausg.
1582.) S. 21 heisst es: "Als er in Paris war und durch die Strassen ging,
sprach er: Jeder sagte mir, ich würde eine so grosse und schöne Stadt
sehen; aber man machte sich über mich lustig; denn man kann sie nicht
sehen wegen der Menge von Häusern, die den Umblick verhindern". Sam.
Gerlach teilt dann in "Eurapeliae" (Lübeck 1639), 3. Hundert, No. 7-29
närrische Reden und Wendugen des M. Gaulard mit und erzählt No. 24
die eben erwähnte Äusserung.--Zinegref-Weidner ("Apophthegmata",
3. T. 1653 S. 55 und 5. T. 1655 S. 112) wiederholt die Geschichte und nennt
den Erzähler (S. 118) Herrn Gaulardt, Baron aus Burgundien.] 

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