![]() |
|
![]() |
Seite: 53 – << vorige – nächste >> – Übersicht
Ein alter Reimspruch: /* Was du nicht willst, das dir geschieht, Das thu' auch keinem andern nicht, */ oder: /* Was du nicht willst, das man dir thu', Das füg' auch keinem Andern zu, */ ist die Umformung von Tobias 4, 16: "Was du nicht willst, das man dir thue, das thue einem Andern auch nicht", (vrgl. Matth. 7, 12 und Luk. 6, 31.) Man nimmt an, das Buch Tobiae stamme aus dem ersten vorchristlichen Jahrhundert, und so könnte man diesen Spruch auch auf den Rabbi <sp>Hillel</sp> zurückführen, der von 70 vor bis 10 n. Chr. lebte. Nach dem Talmudtraktat Sabbath (fol. 31 a) hat nämlich dieser Synedrialvorsitzende und Mischnalehrer einst einem Heiden, der ins Judentum aufgenommen werden wollte, gesagt: "Was dir unlieb ist, füge deinem Nebenmenschen nicht zu; das ist das ganze Gesetz u.s.w." Wir citieren das Wort auch lateinisch nach <sp>Lampridius</sp> (51), welcher vom Kaiser <sp>Alexander Severus</sp> ([*dagger] 235 n. Chr.) berichtet: "Er rief öfter aus, was er von einigen Juden oder Christen gehört und behalten hatte: /* Quod tibi fieri non vis, alteri ne feceris, */ liess es, wenn er jemanden rügte, durch den Ausrufer ausrufen, und liebte diesen Spruch so, dass er ihn sowohl an seinen Palast wie auch an öffentliche Gebäude anschreiben liess". Doch hätte der Kaiser diese Weisheit auch von den Heiden erfahren können: denn schon im 4. Jahrh. v. Chr. sagte <sp>Isokrates</sp> (3, im Nikokles, 61) [Greek: ha paschontes huph eterôn orgizesthe, tauta tois allois mê poieite.] (Worüber ihr zürnt, wenn ihr es von andern erleidet, das thut den andern nicht.) Der Spruch findet sich ferner im <sp>Seneka</sp> (ep. 94) und in der syrischen Redaktion
Seite: 53 – << vorige – nächste >> – Übersicht