Aronsson Datateknik

Titel: Geflügelte Worte.
Der Citatenschatz des deutschen Volkes
Autoren: gesammelt und erläutet von Georg Büchmann.
Fortgesetzt von Walter Robert-tornow
Ausgabe: Neunzehnte vermehrte und verbesserte Auflage.
Berlin, Haude & Spener'sche Buchhandlung (F. Weidling), 1898
Druck: G. Keysing in Leipzig
Digitalisierung: Aronsson Datateknik (Lars Aronsson), Linköping, Schweden, 2005,
zusammen mit Karl Eichwalder, Nürnberg,
und Project Gutenberg's Distributed Proofreaders
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im Gegenteil oft genug mit dem Staube der Alltäglichkeit 
zu thun. Zieht Jenen vielleicht gerade das Ungewöhnliche 
und Seltene an, so ist er verpflichtet, auf
das Gewöhnliche und Gebräuchliche sein Augenmerk
zu richten, mag er sich auch oft daran erfreuen können,
dass das Gebräuchliche zugleich ein tiefer, schön ausgeprägter 
Gedanke ist. Nicht der gediegene Inhalt
nämlich macht Worte zu geflügelten, sondern der oft
zufällige Eindruck auf einen grösseren Kreis von Lesern
und mehr noch von Hörern. Die Kanzel, das Theater,
das Schulkatheder, die Rednerbühne, der Gesang, die
Zeitschrift sind die Vermittler derselben. Daher kommt
es, dass die dramatische Litteratur ihrer mehr liefert,
als die lyrische oder die epische, und dass aus der
lyrischen Poesie mehr solche fliessen, die komponiert
worden sind und gesungen werden, als andere. Daher
kommt es auch, dass mancher Liebling des Volks und
der Musen in diesem Buche unvertreten bleibt, und
dass Meisterstücke der Lyrik, ausgezeichnete Romane,
überhaupt Werke, die in den seltenen Stunden stiller
Weihe die Seele erquicken und deren Publikum stets
der einzelne Mensch oder höchstens ein traulich geschlossener 
enger Kreis ist, eine überaus geringe Ausbeute 
zu den geflügelten Worten geben. Diese entstehen 
auf dem Markte des Lebens und im Strudel der
Öffentlichkeit.

Viele werden das Werk nur als Nachschlagebuch 
wert halten und benutzen, Manche jedoch werden
den in ihm behandelten Stoff tiefer fassen als eine Hilfswissenschaft 
zur Erkenntnis des Seelenlebens der
Völker. Diesen, unseren eigentlichen Lesern kann
es nicht darauf ankommen, sich zu merken, wie
man richtig zu citieren habe, geschweige auf oberflächliche 
Vielwisserei; sondern ihre Grundfrage wird
lauten: "Welche geistigen Strömungen haben Deutschland 
im 19. Jahrhundert befruchtet?" "Und was hat
Deutschland an die anderen Nationen weitergegeben?" 

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